Fragenkatalog Wirtschaftspolitik

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Fragenkatalog Wirtschaftspolitik
Isaak Roscher
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Isaak Roscher
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Question Answer
Erläutern Sie den Begriff „ Konjunktur“. Die in gewisser Regelmäßigkeit auftretenden mehrjährigen Auf- und Abwärtsbewegungen der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten einer Volkswirtschaft werden als Konjunktur bezeichnet.
Nennen Sie die vier Phasen des Konjunkturverlaufs Boom, Abschwung, Rezession, Aufschwung
Beschreiben Sie die Phasen der Konjunktur mit drei Indikatoren. Boom: Auftragseingänge hohes Niveau stagnierend, Veränderung BIP %: stark zunehmende Wachstumsraten, Arbeitslosenrate niedrig (Fachkräftemangel, Aufbau von Überstunden). Abschwung: Auftragseingänge stark fallend, Veränderung BIP %: abnehmende Wachstumsraten, Arbeitslosenquote steigend (Abbau von Überstunden, Kurzarbeit, Beginn Entlassungen). Rezession: Auftragseingänge niedriges Niveau stagnierend, Veränderung BIP % stagnierend – geringe bis negative Wachstumsraten, Arbeitslosenquote hoch (zunehmende Entlassungen). Aufschwung: Auftragseingänge steigend, Veränderung BIP % langsam steigende Wachstumsraten, Arbeitslostenquote abnehmend (Einstellung von Mitarbeiter/-innen)
Erläutern Sie für jede Phase mindestens ein wirtschaftspolitisches Problem, das meist in dieser Phase auftritt. Boom: hoher Exportüberschuss – Außenwirtschaftliches Gleichgewicht gefährdet Abschwung: Arbeitslosenquote steigend – hohe Beschäftigung gefährdet. Rezession: Veränderung BIP % gering bis negativ – stetiges, angemessenes Wirtschaftswachstum gefährdet Aufschwung: steigende Inflationsraten – Preisniveaustabilität gefährdet.
Unterscheiden Sie Prozess- und Ordnungspolitik. Ordnungspolitik: Festlegung von Rahmenbedingungen der Wirtschaftsordnung (=rechtliche Ausgestaltung der Eigentums-, Markt-,Wettbewerbs-, Unternehmens-, Geld-, Finanz- Außenwirtschafts- und Sozialordnung) Prozesspolitik: Ergänzungs- und Korrekturmaßnahmen bei Marktversagen ( = zielgerichtete Beeinflussung des Wirtschaftsgeschehens)
Erläutern Sie die Begriffe „qualitative“ und „quantitative“ wirtschaftspolitische Ziele. Quantitative Ziele der Wirtschaftspolitik sind im Stabilitätsgesetz festgelegt und lassen sich zahlenmäßig formulieren und überprüfen. Qualitative Ziele der Wirtschaftspolitik sind an anderen Stellen (z.B. Art. 20a GG) genannt. Sie lassen sich nicht zahlenmäßig formulieren und damit somit auch nicht überprüfen, ob sie erreicht wurden.
Nennen Sie vier quantitative Ziele der deutschen Wirtschaftspolitik. Stabilität des Preisniveaus, Hoher Beschäftigungsstand, Außenwirtschaftliches Gleichgewicht, Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum.
Nennen Sie zu jedem quantitativen Ziel die entsprechende Messgröße und deren angestrebten Zielwert Stabilität Preisniveau: Verbraucherpreisindex Veränderung < 2,0 % Hoher Beschäftigungsstand: Arbeitslosenquote < 3 – 5 % Außenwirtschaftliches Gleichgewicht: Anteil Außenbeitrag am BIP % < 1,5 % - 2 % Stetiges, angemessenes Wirtschaftswachstum: BIP real > 2,0 – 3,0 %
Nennen Sie zwei qualitative Ziele der deutschen Wirtschaftspolitik. Gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung, Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen
Erläutern Sie den Begriff „antizyklische Fiskalpolitik“. Fiskalpolitik ist der Einsatz der Staatseinnahmen und -ausgaben zur Abmilderung oder Beseitigung von konjunkturellen Schwankungen. In der Hochkonjunktur bedeutet antizyklische Fiskalpolitik, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage durch Verringerung der Staatsausgaben und Erhöhung der Staatseinnahmen zu dämpfen. In der Rezession bedeutet antizyklische Fiskalpolitik, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage durch Erhöhung der Staatsausgaben und Verringerung der Staatseinnahmen anzukurbeln
Erläutern Sie je zwei wirtschaftspolitische Maßnahmen einer antizyklischen Fiskalpolitik im Aufschwung/Boom bzw. Abschwung/Rezession. Begründen Sie die Maßnahme und beschreiben Sie seine angestrebte Wirkung. Aufschwung/Boom: Erhöhung der Einkommensteuer, Gewährung von Sparprämien – Maßnahmen zielen darauf ab, die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage zu senken – Wirkung erfolgt über eine Verringerung des nachfragewirksamen Einkommens bzw. durch einen Anreiz den Anteil des Sparens am Einkommen zu erhöhen. Abschwung/Rezession: Gewährung von konsum- oder investitionswirksamen Subventionen/Transfers , zeitliches Vorziehen staatlicher Güterkäufe – Maßnahmen zielen darauf ab, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu erhöhen – Wirkung erfolgt durch Vergünstigung privater Güterkäufe bzw. durch Erhöhung der staatlichen Güterkäufe.
Erklären Sie die Grundkonzepte einer „nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik“ und stellen Sie deren Vorteile dar. Vertreter einer nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik setzen auf eine aktive Konjunktur- und Beschäftigungspolitik des Staates. Durch Maßnahmen zur Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage soll die wirtschaftliche Entwicklung gestützt und gefördert werden. Sie gehen davon aus, dass Unternehmen nur dann investieren und Arbeitsplätze schaffen, wenn die erzeugten Güter (=Angebot) absetzbar sind. Voraussetzung dafür ist eine genügend große Nachfrage. Vorteile: Staat kann auf wirtschaftliche Entwicklung direkt Einfluss nehmen. Bei volkswirtschaftlichem Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung kann Beschäftigung erhöht werden.
Stellen Sie die Nachteile einer „nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik“ dar. Nachteile: Bei höherer Auslastung des Produktionspotentials führt Erhöhung der staatlichen Nachfrage zu Preissteigerungen und Verdrängung privater Investitionen. Entscheidungs- und Wirkungsverzögerungen führen zu ggf. prozyklischer Fiskalpolitik. Zügig ändernde Bedingungen staatlicher Haushaltsentscheidungen führen zu Vertrauensverlust bei den Bürgerinnen und Bürgern (Stop-and-goPolitik). In Demokratien ist es für die Politik schwierig, bei steigenden Staatseinnahmen die -ausgaben zu senken, der Aufbau eine Konjunkturausgleichsrücklage scheitert, die Staatsverschuldung wächst von Rezession zu Rezession.
Beschreiben Sie die Grundkonzepte einer „angebotsorientierten Wirtschaftspolitik“ und erläutern Sie deren Vor- und Nachteile. Die Vertreter einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik sehen die Lösung gesamtwirtschaftlicher Probeme in der Verbesserung der Produktionsbedingungen und der Gewinnaussichten der Unternehmen. Sie gehen davon aus, dass die Unternehmen bei positiven Gewinnerwartungen investieren und damit Arbeitsplätze schaffen. Der Staat soll daher lediglich für günstige Rahmenbedingungen sorgen (z.B. Senkung der Unternehmenssteuern, Abbau von gesetzlichen Hemmnissen) und nicht durch eine aktive Wirtschaftspolitik in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen. Vorteile: Staat greift nicht in Märkte ein sondern fördert die Entscheidungsfähigkeit der Marktteilnehmer, die über mehr Marktkenntnis verfügen. Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik kann auch Stagflation ( hohe Arbeitslosigkeit bei hoher Preissteigerung) vermeiden. Ansatz vernachlässigt den Nachfrageeffekt von Löhnen und sozialer Sicherheit. Einkommensdisparität steigt. Kurzfristige staatliche Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft sind nicht möglich.
Das Bruttoinlandsprodukt ist ein zentraler Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Erklären Sie den Begriff „Bruttoinlandsprodukt“. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist der Wert aller Güter (=Waren und Dienstleistungen), der in einer bestimmten Periode im Inland produziert wird.
Stellen Sie drei Möglichkeiten dar, das Bruttoinlandsprodukt zu berechnen. Entstehungsrechnung: Die Entstehungsrechnung ermittelt das BIP aus der Summe der Beiträge der einzelnen Wirtschaftsbereiche (sog. Wertschöpfung). Verwendungsrechnung: Die Verwendungsrechnung ermittelt das BIP aus der Summe der verschiedenen Verwendungszwecke (Konsum, Investition, Staat, Außenhandel) der Güter. Verteilungsrechnung: Die Verteilungsrechnung zeigt die Aufteilung des entstandenen Einkommens auf Einkommen aus nichtselbständiger Arbeit sowie auf Gewinne und Vermögenseinkommen.
Erläutern Sie die Aussage der Verwendungs- und Verteilungsrechnung. Mithilfe der Verwendungsrechnung zeigt, welcher Nachfragebereich in welchem Umfang zur gesamten Wirtschaftsleistung eines Landes beigetragen hat. Die Verteilungsrecnung zeigt, wie das durch die Produktion entstandene Einkommen auf Arbeitnehmer (Lohnquote) sowie auf Unternehmer und Selbständige (Gewinnquote) aufgeteilt wird. Die Entwicklung der Lohnquote ist ein Hinweis auf die Entwicklung der Einkommensverteilung eines Landes.
Erklären Sie den Begriff des „Strukturwandels“ mithilfe der Bruttoinlandsproduktsberechnung. Mit Strukturwandel wird die Veränderung der Bedeutung einzelner Wirtschaftssektoren während des wirtschaftlichen Entwicklungsprozesses bezeichnet ( = Änderung der sektoralen Wirtschaftsstruktur). Aus der Entstehungsrechnung verschiedener nachfolgender Jahre lässt sich erkennen, dass sich der Anteil einzelner Wirtschaftsbereiche am BIP verändert. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft sinkt stetig, die produzierenden Wirtschaftsbereiche (KFZ, Chemie, etc.) steigt zunächst im Zeitablauf um danach zugunsten der Wirtschaftsbereiche der Dienstleistungen wieder zu sinken. Dieses bei vielen entwickelten Volkswirtschaften festzustellende wirtschaftliche Phänomen wird „Drei-Sektoren-Hypothese“ genannt
Stellen Sie dar, welche Bedeutung das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt für die Wirtschaftspolitik hat. Wirtschaftswachstum im Sinne einer stetigen Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts stellt eines von vier quantitativen Ziele des deutschen Stabilitätsgesetzes dar. Steigerung der Güterproduktion führt – in der Tendenz - einerseits zu einer Erhöhung der Beschäftigung und andererseits zur Steigerung des Einkommens. Damit können möglichst viele Menschen ein Arbeitseinkommen erzielen und Güter konsumieren. Dadurch kann Armut vermieden werden.
Nennen Sie fünf Länder, die der europäischen Währungsunion angehören. Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Luxembourg
Nennen Sie drei Länder, die der europäischen Union, nicht aber der Europäischen Währungsunion angehören. Schweden, Rumänien, Tschechien
Erläutern Sie das zentrale rechtliche Prinzip, das die Entscheidungen der Europäischen Zentralbank bestimmt. Unabhängigkeit (Schulbuch, S. 433)
Erläutern Sie das vorrangige Ziel der Europäischen Zentralbank. Preisniveau – bzw. Geldwertstabilität (Schulbuch, S. 432).
Erklären Sie drei geldpolitische Instrumente der Europäischen Zentralbank. 1. Offenmarktgeschäft: Kreditvergabe an Geschäftsbanken, Kauf und Verkauf von Wertpapieren zwischen ESZB (EZB) und Geschäftsbanken sowie Ausgabe von EZB-Schuldverschreibungen. Die Offenmarktpolitik ist das wichtigste Instrument der Geldpolitik der EZB. Sie umfasst verschiedene Maßnahmen, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldmenge in der Wirtschaft beeinflussen kann. Das Hauptrefinanzierungsgeschäft wird allgemein als das wichtigste Offenmarktgeschäft eingestuft, weil die Geschäftsbanken sehr kurzfristig mit Liquidität versorgt werdenkönnen. Wegen der kurzen Laufzeit von einer Woche und der wöchentlichen Ausschreibung kann die Europäische Zentralbank flexibel auf zwischenzeitlich eingetretene Veränderungen reagieren.
Erklären Sie drei geldpolitische Instrumente der Europäischen Zentralbank. 2. Ständige Fazilitäten: Die EZB gewährt den Geschäftsbanken auf deren Initiative bei Bedarf in unbeschränkter Höhe Kredit- und Geldanlagemöglichkeiten für einen Tag ( = ständige Fazilitäten). Bei der Spitzenrefinanzierungsfazilität gewährt die EZB einer Geschäftsbank einen Tagesgeldkredit gegen Verpfändung von Wertpapieren. Bei den Einlagefaziliäten können Geschäftsbanken für einen Tag ihre „überschüssige“ Liquidität bei der EZB anlegen. 3. Mindestreservesatz: Mindestreserven sind Guthaben, die die Geschäftsbanken bei den nationalen Zentralbanken im Verhältnis zu den von ihnen gewährten Krediten zwangsweise hinterlegen müssen.Der Mindestreservesatz legt den Anteil fest, der von den eingeräumten Krediten als Mindestreserve der Geschäftsbanken bei der EZB zu hinterlegen ist.
Stellen Sie dar, was sich hinter dem Begriff „Leitzins“ und „Zinskanal“ verbirgt. Die Zinssätze, die die EZB den Geschäftsbanken bei der Kreditvergabe in Rechnung stellt, werden als Leitzinsen bezeichnet. Dies Leitzinssätze beeinflussen wiederum das Zinsniveau für die von den Geschäftsbanken an Unternehmen, Haushalte und Staat vergebenen Kredite (Schulbuch, S.435). Der Unterschied zwischen den Zinssätzen für die Spitzenrefinanzierungsfazilität ( = Obergrenze) und für die Einlagefazilität ( = Untergrenze) wird als Zinskanal bezeichnet. Der Zinskanal entspricht der Schwankungsbreite für Tagesgeldzinsen am Geldmarkt.
Beschreiben Sie die Begriffe „expansive Geldpolitik“ und „restriktive Geldpolitik“ sowie deren Zielsetzung und Wirkungsweise. Expansive Geldpolitik: Die EZB versucht die nachfragewirksame Geldmenge innerhalb der Währungsraumes zu erhöhen. Dazu senkt sie die Leitzinsen und erhöht die den Geschäftsbanken angebotenen kurzfristigen Kredite (Hauptrefinanzierungsgeschäft). Mithilfe des erhöhten Geldangebots setzt die EZB darauf, dass die Kreditvergabe der Geschäftsbanken an Haushalte und Unternehmen steigt und deren Konsum und Investitionen steigen und die Sparneigung sinkt. Damit steigt die Güternachfrage, bei langsam wachsenden Gütermenge steigt das Preisniveau und die Gefahr der Deflation sinkt. Restriktive Geldpolitik: Die EZB versucht die nachfragewirksame Geldmenge innerhalb des Währungsraums zu senken. Dazu erhöht sie die Leitzinsen und senkt die (Höhe der) den Geschäftsbanken angebotenen kurzfristigen Kredite. Das verringerte Geldangebot vermindert die Kreditvergabemöglichkeit der Geschäftsbanken, die Kreditaufnahme der Unternehmen und Haushalte sinkt. Damit bleibt weniger Geld für Konsum und Investition, die Güternachfrage sinkt, die Gleichgewichtspreise sinken, die Preissteigerungsrate sinkt.
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