Persönlichkeitspsychologie

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Question Answer
Wie lässt sich die Alltagspsychologie der Persönlichkeit formulieren und warum ist sie so wichtig? (1) - Definition: System kulturell tradierter Überzeugungen zur Beschreibung, Erklärung jnd Vorhersage von Unterschieden im Erleben und Verhalten von Menschen - wichtig, weil: 1) sie zum Verstehen des Menschen und der persönlichkeitspsychologischen Theoriebildung beiträgt 2) sie sehr praktisch ist 3) sie kognitive-Ressourcen-sparend ist 4) sie eine Verhaltensflexibilität ermöglicht (dadurch dass wir Menschen unterschiedlich einschätzen) 5) sie ein gewisses Wohlbefinden erzeugt (dadurch, dass man Informationen über die soziale Umwelt gewinnt)
Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen der Alltagspsychologie der Persönlichkeit und der Persönlichkeitspsychologie? Erklären Sie anhand der Anforderungen an eine empirische Wissenschaft. (1) - Explizitheit = klare Definitionen und Abgrenzungen: a) Apsy: nicht gegeben, weil schwammige Formulierungen und nicht-eindeutige Verwendung von Grundbegriffen b) PP: gegeben - Widerspruchsfreiheit a) Apsy: nicht gegeben b) PP: gegeben - Vollständigkeit = gegeben, wenn eine Theorie alle bekannten Phänomene im entsprechenden Anwendungsbereich erklären kann a) Apsy: ja b) PP: nein - Sparsamkeit = möglichst wenige Grundbegriffe a) Apsy: nein b) PP: ja - Produktivität = Forschungsantreibung durch Erzeugung neuer Fragestellungen a) Apsy: nein - die die vielen (schwammigen Begriffe) geben zwar viele Möglichkeiten für neue Fragestellungen, aber keine Systematik durch die große Möglichkeitsanzahl und die Begriffsunklarheit b) PP: ja - empirische Verankerung = operationale Definition und Bedeutungsüberschuss (das auf empirischen Untersuchungen gegründete Wissen lässt zu, dass aus dem untersuchten Konstrukt auf ein anderes, damit verbundenes Konstrukt "höherer Ordnung" geschlossen wird) a) Apsy: nein b) PP: ja - empirische Prüfbarkeit a) Apsy: nein b) PP: ja - Anwendbarkeit a) Apsy: ja b) PP: weniger
Was ist der Unterschied zwischen Disposition und Verhalten? (1) Eine Disposition ist ein überdauerndes, nicht direkt beobachtbares Merkmal einer Person, das ein bestimmtes Verhalten bei dieser Person auslöst oder dafür mitverantwortlich ist. Also ist eine Disposition eher eine Ursache und das Verhalten eher eine Folge (der Disposition).
Definieren Sie Persönlichkeit und Persönlichkeitspsychologie. (1) - Persönlichkeit = überdauernde nichtpathologische Individualität eines Menschen in körperlicher Erscheinung, Erleben und Verhalten im Vergleich zu einer Referenzpopulation aus Menschen gleichen Alters und gleicher Kultur - Persönlichkeitspsychologie = empirische Wissenschaft von den individuellen Besonderheiten von Menschen in körperlicher Erscheinung, Erleben und Verhalten
Was versteht man unter der differentiellen Perspektive? (1) Dass nicht universelle Gesetzmäßigkeiten (-> allgemeine Perspektive), sondern individuelle Besonderheiten des Erlebens und Verhaltens von Menschen erforscht werden. (beides nomothetische Ansätze)
Mit welchen zentralen Fragestellungen beschäftigt sich die Persönlichkeitspsychologie? Geben Sie konkrete Beispiele. (1) - Beschreibung: a) Definieren -> Was ist Prüfungsängstlichkeit? b) Operationalisierung -> Wie misst man Neurotizismus? c) Systematisierung -> Unterteilung in bewusste und unbewusste Persönlichkeitseigenschaften - Erklärung: a) Determinanten von Persönlichkeitseigenschaften -> Wird Extraversion erlernt? - Vorhersage: a) Konsequenzen von Persönlichkeit -> Welche Persönlichkeitseigenschaften führen dazu, dass man als sympatisch wahrgenommen wird?
Kontroverse I (1) Einzigartigkeit vs. Generalisierbarkeit: - Einzigartigkeit durch unzählige Kombinationsmöglichkeiten von Eigenschaften, deren Ausprägungen und Beeinflussbarkeitsgrad - Generalisierbarkeit durch Bedingtheit von Persönlichkeitseigenschaften durch grundliegende (körperliche) Bedürfnisse und Gegebenheiten
Kontroverse II (1) Innen-vs.Außenperspektive - Innenperspektive: Persönlichkeit als Resultat der Selbstsicht und der genetischen Anlage - Außenperspektive: Persönlichkeit als Ergebnis der Wirkung von anderen bzw. äußerlicher Einflüsse
Kontroverse III (1) Person vs. Situation - Verhalten determiniert durch Eigenschaften der Person - Eigenschaften determiniert durch Eigenschaften der Situation => kompliziertes Zusammenspiel: Anteile "Person" und Situation sind nicht immer gleich wegen großer Unterschiede in der Verhaltensflexibilität und der Stärke der situativen Anforderungen
Was sind Wissenschaftsparadigmen? (2) Ein an sich einigermaßen kohärentes, von vielen Wissenschaftlern geteiltes Bündel von theoretischen Leitsätzen, Fragestellungen und Methoden, das längere Perioden in der Entwicklung einer Wissenschaft überdauert. (Oder einfach ausgedrückt: typische Herangehensweise einer Wissenschaft.
Wie verändern sich Wissenschaftsparadigmen? (2) Grund für die Veränderung des aktuellen Standardparadigmas sind Anomalien, oder erwartungswidrige Befunde, die dazu führen, dass das Paradigma entweder leicht modifiziert wird oder nach einer Krise komplett durch ein neues ersetzt wird.
Paradigmen in der Persönlichkeitspsychologie (2) - Eigenschaftsparadigma - Informationsverarbeitungsparadigma - dynamisch-interaktionistisches Paradigma - molekulargenetisches Paradigma - neurowissenschaftliches Paradigma - evolutionspsychologisches Paradigma
Eigenschaftsparadigma (erst mal allgemein) (2) - wichtige Personen: William Stern und Gordon Allport - Präzisierung des Eigenschaftsbegriffs der Alltagspsychologie - macht den Eigenschaftsbegriff für diagnostische Zwecke nutzbar - ist das dominierende Paradigma der Persönlichkeitspsychologie - wird durch neue Paradigmen ergänzt
Persönlichkeitsunterschiede nach dem Eigenschaftsparadigma (2) P.eigenschaftenausprägungen legen Situation-Reaktion-Beziehungen fest, d.h. sie bestimmen, wie eine Person in einer Situation reagiert. P.unterschiede sind also Folge der Unterschiede in P.E.ausprägungen
Persönlichkeitsunterschiede nach dem Informationsverarbeitungsparadigma (2) P.unterschiede beruhen auf individualtypischen, zeitlich stabilen Parametern der Informationverarbeitungsprozesse, sowie auf den Arten von Informationen, die im Gedächtnis gespeichert werden (deklaratives und prozedurales Wissen)
Persönlichkeitsunterschiede nach dem dynamisch-interaktionistischen Paradigma (2) P.unterschiede entstehen durch kontinuierliche Wechselwirkung zwischen Umwelt und Person.
Situation, Eigenschaften und Verhalten im Sinne des Menschenbildes des Eigenschaftsparadigmas (2) Eigenschaften legen Beziehungen zwischen Situation und Verhalten fest, indem sie bestimmen, wie sich eine bestimme Person in einer bestimmten Situation verhält.
Eigenschaftsparadigma: Menschenbild
Persönlichkeitsmerkmal, Disposition, Trait - überdauernde, nichtpathologische, verhaltensrelevante individuelle Besonderheiten von Menschen innerhalb einer bestimmten Population (machen Erleben und Verhalten konsistent und von dem anderer unterscheidbar)
trait vs. state - traits: stabile, latente Tendenzen des Denkens, Fühlens, Wollens, Handelns - states: momentanes Denken, Fühlen, Wollen, Handeln in einer gegebenen Situation
zentrale Kennzeichen des Eigenschaftsbegriffs (2) - nichtpathologisch - latent - verhaltensrelevant - populationsabhängig - bildet inderindividuelle Unterschiede ab - zeitlich stabil - Konsistenz über Situationen (=transsituative Konsistenz) und Reaktionen (Reaktionskohärenz)
Eigenschaftsparadigma: Persönlichkeitskonzept (2) - Persönlichkeit als organisierte Gesamtheit aller individuellen Besonderheiten (=unterschiedliche Ausprägungen von Persönlichkeitseigenschaften) eines Menschen => Persönlichkeit als Profil aller Eigenschaftsausprägungen
individuumszentrierter vs. differentieller Ansatz (2) = idiographischer vs. nomothetischer A. - individuumszentrierter A. => Beschreibung der Eigenschaften und individuellen Organisation des Verhaltens einer Person, ohne Vergleich mit anderen Menschen - differentieller Ansatz => macht das auch, aber vor dem Hintergrund einer Referenzpopulation => hier kann man von Persönlichkeit bzw. Persönlichkeitseigenschaften sprechen
Eigenschaftsparadigma: Bewertung (Vorteile) (2) - Systematisierung des alltagspsychologischen Eigenschaftsbegriffs - Grundbegriffe explizit und operational definiert - schafft Grundprinzipien der Persönlichkeitspsychologie
Eigenschaftsparadigma: Bewertung (Nachteile) (2) - Art und Anzahl der Eigenschaften ist umstritten - Auswahl und Definition von Situationen und Verhaltensweisen immer noch auf alltagspsychologischer Ebene - Prozesse der Informationsverarbeitung unklar (teilweise durch Infoverarbeitungsparadigme gelöst) - fehlende Einsicht in die Eigenschaftsveränderung (teilweise durch dynamisch-interaktionistisches Paradigma gelöst) - Basis/Herkunft der Eigenschaften meist unklar
Informationsverarbeitungsparadigma: Menschenbild (2) Mensch als informationsverarbeitendes System, entscheidend sind die Prozesse in der "black box" (<- im Ggsz. zu Eigenschaftsparadigma&Behaviorismus)
Persönlichkeitsmerkmal, Disposition, Trait (2) überdauernde, nichtpathologische, verhaltensrelevante individuelle Besonderheiten (=Unterschiede in Eigenschaftsausprägungen) von Menschen innerhalb einer Population => machen das Erleben und Verhalten von Menschen konsistent sowie unterscheidbar
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