Raum und Zeit
Die Festlegung der Zeit, in der ein episches Werk spielt, hat eine ähnliche Bedeutung wie die des Raums. Eine Geschichte, die in unserer Zeit und in unserem Kulturkreis spielt, baut auf Vertrautem auf: Wir kennen die Wertvorstellungen der Menschen, können ihr Verhalten einschätzen, wissen um die Probleme unserer Zeit. Wenn die gleiche Geschichte in einer anderen Zeit, etwa Mittelalter, spielt, verschiebt sich unser vertrauter Bezugsrahmen. Wir können die brutale Gewalt der Menschen nicht nachvollziehen, ihre verzweifelte Gläubigkeit, ihren Umgang mit Leid und Tod.
Elemente des Sprachstils
Autoren setzen nie nur ein einziges stilistisches Element ein, sondern fast immer ein Bündel von Instrumenten. Die literarische Gesamtwirkung entsteht dann aus dem Zusammenwirken der sprachlichen Instrumente.
• Die Wirkungen einer stilistischen Methode sind nicht garantiert. Ein Autor kann beispielsweise das Stilmittel der Ironie verwenden, um die Schwächen einer bestimmten Person zu entlarven, aber seine Formulierungen werden vom Leser als ernst gemeint aufgefasst.
Und bitte beachten Sie: Interpretationen zielen nicht auf die Beschreibung einzelner stilistischer Elemente ab, sondern betrachten den Zusammenhang formaler und inhaltlicher Elemente. Interpretationen erklären, legen aus und hinterfragen. Und natürlich werden sie nicht in der Form von Tabellen erstellt, sondern als Fließtext ausformuliert.
Wortwahl
Ist der Sprachstil verbal oder nominal?
Bei dem verbalen Sprachstil steht das Verb im Mittelpunkt des Satzes; um das Verb ranken sich die anderen Satzteile. Durch die Verwendung des Verbs wird der Satz lebendig und direkt. Deshalb wird der verbale Sprachstil sehr häufig verwandt.
Man kann aber die gleiche Aussage anders formulieren, indem man aus dem Verb ein Nomen macht; aus dem Verb „küssen“ wird das Nomen „Kuss“, aus „loben“ wird „das Lob“ usw. Dieses bezeichnet man als nominalen Sprachstil. Wenn ein Autor mehr Distanz zu seinem Leser erzielen will, wie beispielsweise in offiziellen Schreiben, verwendet er den nominalen Sprachstil.
verbaler Stil: Es ist schön, einen Menschen zu lieben. -> direkt, unmittelbar, eindeutig
nominaler Stil: Die Liebe zu einem Menschen ist schön -> indirekt, distanziert, flach
In welcher Zeit ist der Text geschrieben?
Präsens: Ich schaue aus dem Fenster. Es regnet. Die Straßen glänzen vor Nässe. -> gegenwärtiges Geschehen
Präteritum: Ich ging über die Straße und betrachtete im Spiegelbild einer. . . -> vergangenes, abgeschlossenes Geschehen
historisches Präsens: Ich schlenderte gedankenverloren durch den Park. Da steht er plötzlich vor mir, bleich mit wirrem Haar.
-> Wechsel vom Präteritum zum Präsens zur Steigerung der Spannung
Sollen die Aussagen wirklich oder möglich sein?
Indikativ: Dieser Mann ist rücksichtslos und egoistisch. -> Wirklichkeitsform: allgemeingültige Aussage
Konjunktiv Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. -> Möglichkeitsform: wünschenswertes Geschehen
Soll der Täter oder das Opfer im Mittelpunkt stehen?
Aktiv: Die wütende Frau schlug den Mann mit ihrer Handtasche. -> Die Täterin als Urheberin der Handlung; Täterin im Mittelpunkt des Geschehens
Passiv Der Mann wurde von der wütenden Frau mit einer Handtasche geschlagen. -> Mann als Opfer im Mittelpunkt des Geschehens
Wie soll der Text ausgeschmückt werden?
Adjektive oder Eigenschaftswörter, die eine Aussage über ein bestimmtes Merkmal treffen, dienen als stilistische Elemente.
Adjektive können eingesetzt werden
• zur Erklärung von Substantiven (= attributive Verwendung), z. B. Die erfolgreiche Frau
• zur Erklärung von Verben (= adverbiale Verwendung), z. B. Die Frau arbeitet erfolgreich.
Beispiel ohne Adjektive
Er fuhr in seinem Cabrio mit seiner Freundin durch die Stadt. -> farblos, langweilig, keine Akzente
Beispiel mit Adjektiven
Er fuhr aufreizend langsam mit seinem nagelneuen, aber noch nicht bezahlten Cabrio, neben sich seine strahlende und lachende Freundin, durch diese spießige Kleinstadt. -> Viele Adjektive, die sich zu einem farbigen Bild zusammenfügen; Gegensatz zwischen jugendlicher Lebenslust und Spießigkeit wird deutlich.
Die stilistische Wirkung von Adjektiven ist gering, wenn sie klischeehaft und in abgedroschenen Formulierungen eingesetzt werden. „Der durchtrainierte Sportler rannte locker durch den grünen Wald und hoffte, eine temperamentvolle Spanierin zu treffen.“ Auch wirken überflüssige Adjektive („die runde Kugel“ und „der weiße Schimmel“) eher peinlich, weil die Begriffe die Beifügung erübrigen (Fachleute sprechen hier von einer Tautologie).
Wie kann man einen Text bildlich gestalten?
Bildliche Ausdrücke und Vergleiche nennt man auch Metaphern.
Bildlicher Ausdruck „Vergleich“ Sie glänzten in der Morgensonne wie Diamanten. ->. Die Vorstellung des Lesers wird durch Einbeziehung von Eindrücken aus anderen Bereichen unterstützt und erweitert, indem Vergleiche hergestellt werden. „wie“
Verkürzter Vergleich Markus ist ein Fuchs, Petra ist eine Biene -> Starke Vereinfachung; wirkt häufig wie ein abgedroschenes Klischee. Metaphern aus einer Redewendung Im Trüben fischen -> Etwas auf die hohe Kante legen Reduzierung der Aussage auf eine Redewendung