Christentumsgeschichte

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Ein Abriss der Christentumsgeschichte
Eva Bens
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Resource summary

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    2000 Jahre Christentumsgeschichte
                        Eine Zusammefassung

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    Perspektiven auf die Christentumsgeschichte
    Christentumsgeschichte als Heilsgeschichte: Mitte des 19. Jh. kommt Idee von Christentumsgeschichte als Heilsgeschichte auf vor dem Hintergrund versteht sich die Historie des Christentums als eine von Gott geplante und gesteuerte, überzeitliche Abfolge göttlicher Handlungen und Ereignisse deren Verheißung und Erfüllung sind jedem Menschen in Bibel ersichtlich Gott tritt als unveränderliches Subjekt und Ausgangspunkt jeglichen Geschehens auf so kann sie auch als determinierte Wesensgeschichte gesehen werden auf Grundlage eines göttlichen Plans ist sie frei von jeglicher zeitlichen Diskontinuität so können selbst Ereignisse, die durch einen langen Zeitraum voneinander getrennt sind und unabhängig erscheinen, aufeinander bezogen werden

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    Christentumsgeschichte als Religions-/Sozialgeschichte
    die Ausgangsidee einer Heilsgeschichte wird durch ein profangeschichtliches Verständnis ersetzt ausgehend von der mangelnden Berücksichtigung neuzeitlich-historischer Kritik an den biblischen Schriften auf dieser Grundlage wird die westliche Christentumsgeschichte als eine religions- und sozialgeschichtlich geprägte Entwicklungs- und Zivilisationsgeschichte erfasst anders als bei der Heilsgeschichte verstehen sich die Ereignisse als Resultat sich weiterentwickelnder sozialer, gesellschaftlich-politischer, kultureller und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und nicht durch Gottes Wesen bestimmt hierbei wird die Historie des Christentums zu einer Geschichte des geglaubten Gottes, die Gott nur mittelbar durch die Erfassung menschlicher Handlungen und Aussagen in religiösem Kontext behandelt Ziel: kontextualisierte Betrachtung religiöser Riten usw.

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    Religionsgeschichtliche Perspektive
    die Entwicklung der Christentumsgeschichte kann als sequenzieller, immer wiederkehrender Wechsel zwischen zwei alternierenden Religionsstufen verstanden werden (Achsenzeittheorie) hierbei unterscheidet man zwischen Hochtheologie oder Reflexionstheologie (elaborierte Religionsstufe) und einfacher Theologie (Religionsstufe) einfache Theologien sind durch archaisch-kultische Strukturen (materielles Opfer) geprägt Hochtheologien durch ethisch-reflektierte Strukturen (immaterielles, geistiges Opfer) zur archaischen Zeit des Klassischen Griechenlands (8.-6. Jh. v. Chr.) herrschte die einfache Theologie vor in der Spätantike (3.-6. Jh. n. Chr.) kommt es zur Ausbildung einer Reflexionstheorie zu Beginn des Frühmittelalters (6.-12. Jh. n. Chr.) rückt die elaborierte Religionsstufe wieder in den Hintergrund es findet eine Rückkehr auf eine einfache Religionsstufe statt ab dem 15. Jahrhunder (Einsetzen der Reformation) kommt es dann zu einer erneuten Hinwendung zur Reflexionstheologie nach fast 1000 Jahren des Verharrens auf einfacher Religionsstufe Rückbesinnung auf das "hohe" Reflexionsniveau der Spätantike im Übergang zwischen Theologien treten immer gleiche Prozesse auf von einfacher auf elaborierte: Verstädterung (Zentralisierung) und Bildungszugewinn von elaborierter auf einfache: Entstädterung (Dezentralisierung) und Bildungsverlust

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    Beispiel Sühnwesen: im 8.-6. Jh.: Auge um Auge, Zahn um Zahn (einfache Theologie) als alttestamentliche (reale) Blutsühne Blutvergießen und Tod können nur durch Vergießen des eigenen oder stellvertretend durch das Vergießen tierischen Bluts gesühnt werden mit Übergang in Hochtheologie wird Opferkritik laut Sühnwesen durchläuft Ethisierungsprozess ehemalige Blutsühne wird nun zur Sühne durch Selbstopfer im Gottesdienst Dienst an Gott entweder als unmittelbare Liebe Gottes im Gebet oder als Liebe am Nächsten durch Sozialdienste im Sinne der Werke der Barmherzigkeit Eintritt ins Frühmittelalter und die damit verbundene Einkehr einfacher Theologie führt zur Neuinterpretation der ursprünglichen Blutsühne mit Christi Martyrium als Vorbild (NT) entwickelt sich die neutestamentliche Blutsühne durch das Martyrium keine Sühne als Einzelner sondern im Kollektiv durch einen Stellvertreter so wie Jesus die Sünden der Menschheit sühnte, vollzieht nun Mönch Buße für Mitmenschen diese Idee der Buße manifestiert sich in drei Formen: 1. Märtyrertod                Bereitschaft zum Tod; Sterben für seine Überzeugungen2. Askese/Bluttaufe      Nachleben Christi Martyrium in der Askese (Bluttaufe); mittelbares Martyrium3. Blutfrömmigkeit       "kultische" Verehrung des wörtlich interpretierten Leibes und Blutes Christi in der Eucharistie mit Ausklingen des Frühmittelalters und Entstehung der Bettelorden verkehrt sich Leistungsspiritualität (Askese) in innerorientierte Geschenkspiritualität (Mystik) Gottes Gnade wird nicht mehr dem zuteil, der asketisch lebt, sondern dem, der in inneren Dialog mit Christus tritt

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    hinterfragt die Wirkung von Veränderungen im sozialen Leben auf die Religiösität der Menschen und umgekehrt die Auswirkungen der christlichen Überzeugung auf das materielle Leben der Gläubigen so können die Entwicklung des modernen Schul- und Universitätswesens als auch die erstmalige Wertschätzung des Kindes erklärt werden mit Rückgang von Bevölkerung und Bildung mit Beginn des Frühmittelalters konzentriert sich Fähigkeit zu lesen/schreiben vorwiegend auf geistliche Einrichtungen (Klöster) die sich im Frühmittelalter herausgebildete Bischofsschule gilt als Basis fürs heutige Bildungssystem außerdem bildet sich ein alle Menschen verbindendes, quasiverwandtschaftliches Beziehungsgefüge heraus blutsverwandt oder nicht, alle Menschen sind als Kinder Gottes Brüder und Schwestern auf diesem Verständnis beruhen moderne Zünfte und Vereine
    Sozialgeschichtliche Perspektive

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    Ausweisung der Religionsstufe
    römische Kaiserzeit (1.-3. Jh. n. Chr.) verläuft im Kontext einer (entstehenden) elaborierten Religionsstufe Höhepunkt des ausgeprägten Reflexionsniveaus wird mit dem Übergang in die Spätantike (3.-6. Jh. n. Chr.) erreicht

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    Stand der Christentumsentwicklung
    Abkehr des Jungchristentums von der paganen Gesellschaft und ihre Ausnahmen: junges Christentum tritt in vorkonstantinischer Zeit (ca. 1.-3. Jh. v. Chr.) als verfolgte Parallelgesellschaft auf handelt in Abgrenzung von der antik-staatlichen Lebensweise Christentum bedeutete vor Hintergrund staatlicher Repressalien Entscheidungschristentum Christwerdung setzt mit Erwachsenentaufe bewussten Entscheidungsprozess voraus Christen verstanden sich als isolierte Minderheit waren stets um Abwendung vom heidnischen Leben bemüht (z.B. Traditio Apostolica: staatliche Berufe - mit Ausnahme des Lehrberufs - müssen als Voraussetzung für eine Katechumenatszulassung abgelegt werden) es findet aber rege Partizipation am antik-paganen Bildungswesen (v.a. Elementarbildung) statt Billigung der Anteilnahme am elementaren Bildungssystem als Schüler und Lehrer ist prägend vielleicht ist es zuletzt sogar Voraussetzung für die Etablierung der christlichen Glaubensgemeinschaft und für die Herausbildung einer christlichen Theologie Bestrebungen christliche Alternativen zur Elementarbildung zu errichten sind eher die Ausnahme Grund dafür: geringes christliches Bewusstsein (Christianisierungsgrad) in Anlehnung an paganen Bildungskanon wird versucht christlichen Bildungskanon in höheren Bildungsinstitutionen zu etablieren christliche Philosophie der theologischen Hochschule Origenes in Alexandria entsteht aus Rezeption der klassischen Philosophie Ausbildung christlicher Theologie geschieht auf Grundlage des paganen Bildungskanons

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    Das Verständnis von Heiligkeit im Jungchristentum
    in Antike entsteht das (jung)christliche Konzept der Personalen Heiligkeit postuliert die ausschließliche Heiligkeit des Menschen sowie eine daraus abgeleitete Universalität des Heils Orts- und Sachheiligkeit werden demnach abgelehnt heilig ist ausschließlich Gott, der seine Heiligkeit an den (mobilen) Menschen verschenkt daraus leitet sich Universalität des Heils ab unabhängig regionaler Grenzen kehrt das Heil überall ein, wo Menschen sind (christliche Ortslosigkeit) in vorkonstantinischer Zeit ist diese Idee der Heiligkeit Ausdruck der christlichen Expansionsbemühungen

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    Das antik-pagane Bildungswesen
    Organisation und Inhalte:antik-paganes Bildungssystem setzt sich aus dreistufigem Unterricht zusammen:1. Besuch des Elementarunterrichts beim ludi magister (7.-12. Lj) - vermittelt die Basiskompetenzen Lesen und Schreiben2. Übergang in die weiterführende Schule des grammaticus (v.a. Erwerb grammatischen Wissens)3. (Hoch)Schule des rhetors (Rhetorikschule)- Kenntnisse auf dem Gebiet der Rhetorik in Analogie zum heutigen Schulsystem findet Gliederung in "Grundschule", "weiterführende Schule" und "Hochschule" statt zahlreiche Voraussetzungen für Teilnahme am antiken Bildungssystem: freie (keine Sklaven), männliche Stadtbewohner mit gewissem sozialen und materiellen Hintergrund

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    Christliche Partizipation an der heidnischen Elementarbildung
    trotz aller Bemühungen in Abkehr von antik-staatlicher Bevölkerung zu leben, findet rege Teilnahme am pagan-antiken Elementarunterricht sowohl als Schüler als auch als Lehrer statt für offene Ablehnung der stark heidnisch-religiösen Prägung des Unterrichts scheint christliches Selbst(Bewusstsein) nicht ausreichend ebensowenig für christlichen Elementarunterricht Teilhabe der Christen am paganen Elementarunterricht bedeutet aber keine Übernahme der weltanschaulichen Inhalte

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    Bedeutung des heidnischen Bildungskanons für die Herausbildung einer christlichen Theologie
    Etablierung eines christlichen Bildungskanons als Alternative zu den Inhalten der höheren paganen Bildungsinstitutionen führt implizit über die starke Anlehnung der christlichen an die klassische Philosophie zum heidnischen Bildungskanon zurück so kann der antik-pagane Bildungskanon als Voraussetzung und Rahmen für die Entstehung und Etablierung einer christlichen Philosophie und Glaubensgemeinschaft verstanden werden

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    Verfall des Imperium Romanum in der Spätantike (3.-6. Jh. n. Chr.)
    Ausweisung der Religionsstufe: Spätantike markiert den Höhepunkt der aufkommenden Hochtheologie ist gekennzeichnet durch ausgeprägtes Reflexionsniveau zum Ende der Spätantike zeichnen sich entstädternde (dezentrlisierende) Tendenzen ab sie läuten den Übergang in einfache Theologie ein

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    Stand der Christentumsentwicklung
    Die Konstantinische Wende: Christentum als religio licitas: Christentum erfährt mit dem Einsetzen Kaiser Konstantins des Großen (306 n. Chr.) im Kontext der so genannten Konstantinischen Wende die Erhebung zur religio licita (erlaubte Religion) die 313 n. Chr. beschlossene Vereinbarung (Mailänder Toleranzedikt) zwischen Kaiser Konstantin I (Westreich) und seinem Mitkaiser Licinius (Ostreich) sichert allen Religionen  und damit auch dem Christentum im gesamten Imperium Romanum Kultfreiheit mit diesem Zugeständnis gelingt dem Christentum eine massive Expansion durch den Sieg über seinen Mitkaiser Licinus (324. n. Chr.) wird Kaiser Konstantin zum Alleinherrscher über das IR so kann sich das Christentum weiter festigen

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    Das erste ökumenische Konzil in Nicäa und die Trinität Gottes
    in Anlehnung an die rex et sacerdos-Idee (Priesterkönigtum) versteht sich Kaiser Konstantin I. (und seine Nachfolger) gleichsam als Pontifex und sieht sich als basileus kai hiereus ("Kaiser und Priester) mit der Kultsorge (Konzilseinberufung und Bischofbestellung) beauftragt Ausdruck dieses Verständnisses ist Ausruf des ersten ökumenischen (Groß)Konzils in Nicäa (325 n. Chr) Resultat des Zusammenkommmens von ca. 220 Bischöfen ist der Beschluss der göttlichen Trinitätslehre diese löst den Arianismus (Jesus ist ein Mensch) ab religiöse Aufgaben, die über Konzilseinberufung und Bischofbestellung hinausgehen werden von abhängigen Episkopaten (i.d.R. Landes- oder Hofbischof; ähnlich den königlichen Erstbischöfen) ausgeführt

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    Das Christentum als anerkannte Staatsreligion
    Einfall der Hunnen in das Gotische Reich (375 n. Chr.) löst zweite germanische Völkerwanderung aus Kaiser Valens Kampf gegen Westgoten (378 n. Chr.) bedeutet mit seinem Tod die Niederlager der Römer Nachfolger Kaiser Theodosius I. führt über Föderatenverträge ein Ende der Kämpfe herbei Rom überlässt Goten dabei die Diözesen Dakien und Thrakien als steuerfreies (Siedlungs)Eigentum mit dem Tod Kaiser Theodosius I. und der Aufteilug des Römischen Reiches in West- und Ostrom zwischen seinen beiden Söhnen kömmt es zu Plünderzügen der Westgoten unter König Alarich I. es kommt zur Bildung des Reichs der Westgoten um Tolosa (Spanien, Tolosanisches Reich) die Vergabe weiterer Föderatenverträge und Errichtung neuer germanischer Partikularreiche auf römischem Boden tragen maßgeblich zur Zerrüttng des Römischen Reichs und Etablierung eines römisch-germanischen Vielvölkerreichs bei

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    Die Konsequenz: Entstädterung und Bildungsverarmung
    Einzug und Ausbreitung der germanischen Stämme im IR wirken sich negativ auf die römische Infrastruktur und Bevölkerungsdichte aus sie verfügen nicht über das technische Geschick der Römer, können das Straßenwesen nicht in Stand halten dies führt zur massiven Kumulation von Schäden ehemals gut ausgebaute Straßen werden unbefahrbar und durch minderwertige Wege ersetzt Verfall der römischen Infrastruktur und aufkommende Angst der römischen Bevölkerung vor den Fremdlingen geben dezentralisierenden (regionalisierenden) Prozessen einen Anstoß Römer fliehen aus Städten aufs Land zentrale Verwaltung wird ohne funktionierende Infrastruktur unmöglich Ausdruck dieser Entstädterung ist insbesondere die anhaltende intellektuelle Verarmung der Bevölkerung

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    Einfache Theologie im Frühmittelalter (6.-12. Jh. n. Chr.)
    Ausweisung der Religionsstufe: Frühmittelalter ist durch eine stark kultisch ausgeformte einfache Theologie geprägt Religiösität ja, Theologie nein theologische Reflexion geht zugunsten religiöser Praxis verloren unreflektierte Frömmigkeit (Aberglaube) wird zum Status Quo frühmittelalterliches Ritenchristentum geht nie Probleme an, die nicht unmittelbar durch die Väterliteratur gedeckt sind und reflektiertes Denken voraussetzen Bsp. des Reflexionsunvermögens: realistische Interpretation der neutestamentlichen Schlüsselübergabe an Petrus, Petrus steht an Himmelstür, öffnet für Freunde, schlägt Bösewichte Verständnisfähigkeit für literarische Bilder, also für die "höhere Ebene" einer Aussage geht verloren es erfolgt simpel realistische Interpretation, durch die Schriftsinn verloren geht in der Retrospektive kann die einfache Theologie des FMA als (tausendjähriger) Tiefpunkt der theologischen Entwicklungsgeschichte interpretiert werden

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    Stand der Christentumsentwicklung
    DIe Entstehung der Drei-Wege-Lehre als Symbol einer innerchristlichen Protestbewegung: mit Dezentralisierung kommt es zur Entstehung des frühmittelalterlich charakteristischen Klosterwesens Stadtgemeinden gehen zugunsten ländlich verstreuter Klöster als Zentren christlichen Lebens verloren auf Grundlage der Kritik an Massentaufen und expansivem Staatschristentum kommt es zur Weiterentwicklung der Zwei-Wege-Lehre zur Drei-Wege-Lehre in dieser kann man sich als "Überchrist" von den "normalen" Christen abheben diese Bemühung findet in der Herausbildung des leistungsspirituell (asketisch) geprägten Mönchtums Ausdruck als Vorbild dieser Bewegung tritt der Benediktinerorden mit seiner Regula Benedictini in Erscheinung (um 530 n. Chr.)

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    Gut gegen Böse: Gott und Teufel als das übernatürliche Maß aller Dinge
    Idee des Numinosen (Wirken Gottes; Anwesenheit eines gestaltlos Göttlichen) wird zum lebensweltprägenden Charakteristikum der Einfachtheologie im FMA jedem Ereignis wird unmittelbarer Einfluss übermenschlicher und überirdischer Macht zugesprochen (z.B. Krankheit nicht nur Kompetenz der Medizin, sondern der Magie etc.) nicht nur Gott, sondern auch der Teufel tritt in übersteigerter Form in Vordergrund Menschen achten stets auf die Wirkweise und Aufenthaltsorte von Dämonen schützen sich durch das Sprechen von Gebeten Mensch wird zum Spielball beider Mächte wird zum Gefäß oder Haus umgedeutet, in das gute oder böse Geister einfließen, um ihn auf ihre Seite zu ziehen daraus erwächst Idee des verdienstvollen Gnadenspenders als frühmittelalterlicher Idealtypus

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    Idee des verdienstvollen Gnadenspenders
    auch "asketischer Gottesmann" durch asketische Handlungen (Enthaltsamkeit, Fasten, etc.) wird Mensch virtus (göttliche Gnade) zuteil dadurch kann er entweder wundersame Handlungen vollziehen oder Sakramente spenden in beiden Fällen gibt Asket virtus an Mitmenschen weiter Wirkkaskade: Gott (Quelle) --> Asket (aktiver Spender) --> passiver Empfänger daraus ergeben sich zwei Prinzipien: 1. virtus kann wie eine Art Guthaben verbraucht und aufgeladen werden, ist sie erschöpft, muss sie durch weitere Askese verdient und erneut gespendet werden --> Tarifentlohnung2. Verdienste müssen erworben werden, aber man muss sie nicht selbst erwerben dadurch werden die Mönche als berufene Heilsmittler im Priesteramt und die Klöster als die idealen "Priesterseminare" angesehen diese später als "passive Gnade Gottes" wird unter Luther zu scharfem Kritikpunkt am Katholizismus

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    Von der Heilsmittlerschaft Christi zu den asketischen Gottesmännern oder Der Mönch als neuer Mittler
    Einigung auf Trinitätslehre stellt Grundlage für Verschiebung der Heilsmittlerposition im FMA dar Jesus wird so zu einer der drei göttlichen Hypostasen erhoben und ist mit Gott wesensgleich (homousios) in der nicht weiter reflektierten Frömmigkeit des FMA wird er nahezu ausschließlich zum deus mit aufkommender Bildungsverarmung wird das hochtheologische Verständnis von Christi doppelter Wesensgestaltung zur unüberwindbaren Hürde führt in seiner Konsequenz zur Ersetzung der Mittlerschaft Jesu durch die der asketischen Gottesmänner oder Heiligen - i.d.R. Mönche genau ihre Lebens- und Funktionsweise entspricht religionsgeschichtlich dem Konzept vom Heilsmittler Kontakt zu Gott kommt nicht unmittelbar zustande, sondern dank bestimmter Mittelspersonen durch ihre eigene Gottverbundenheit können sie auch anderen den Gotteszugang ermöglichen Mönch in ohnehin erhöhter Position wird zum neuen Heilsmittler ernannt ursprünglich richteten sich die Gebete an Christus, nun an die Heiligen als neue vertikale und horizontale Mittelsmänner diese Idee dringt bis ins Papsttum vor Päpste nennen sich fortan nicht mehr vicarii Christi (Stellvertreter Christus), sondern vicarii sancti Petri (Stellvertreter des Heiligen Petrus)

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    Maßloses Segensverlangen und seine Bedeutung für das Sakramentenverständnis
    mit Erhebung des Mönchs zum Gnadenspender wird sein Gebet zum Allheilmittel der mittelalterlichen Bevölkerung Mönche werden immer beliebter und unverzichtbar (privat und öffentlich) damit wächst auch das Segensverlangen selbst die Gräber der Heiligen werden aufgesucht, um durch Berührung des Leichnams an deren himmlischer Fürbittgewalt zu rühren außerdem aufkommende Konsekration (Segnung) von Gegenständen und Orten dabei will man böse Geister loswerden und gute an deren Stelle setzen religiöse Heilsmittel (Reliquien) werden "hergestellt", indem man zunächst in einem Exorzismus das Böse entfernt und anschließend durch Konsekration eine positive virtus induziert Orte und Gegenstände können nicht von Natur aus heilig sein, sondern erhalten Qualität erst durch das Zutun eines Gnadenspenders dessen Verdienste heiligen Orte und Gegenstände Segensverlangen beeinflusst auch fma Liturgie in Spätantike lag Fokus auf dialogischer Ausgestaltung zwischen Bischof und Gemeindemitglied, Reliquien hatten marginalen und symbolischen Charakter nun rückt die Heilsmaterie in den Fokus Rolle des Empfängers muss dabei von der des aktiven Partizipanten zur Gelegenheit und zum Objekt der Gnadenspendung herabsinken

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    Familie als maßgebende Instanz des FMA
    Stärkung des Familienzusammenhalts bis hin zur Herausbildung eines familiären Großverbandes Besinnung auf Blutsverwandtschaft hat charakterstiftende Folgen für MA wirtschaftlich: Entstehung der auf die Herrenfamilie orientierten Grundherrschaft politisch: Hervortreten einer allein regierungsfähigen Schicht von hochadeliigen Familien religiös: Zentrierung bestimmter Kultfunktionen auf wiederum diese adelige Familie Familie wird zur maßgebenden Instanz Zentrierung auf Familien(groß)verband hat für Kirche weitreichende Folgen: Privatisierungsprozess verkehrt öffentlichen Charakter verschiedener Kulthandlungen in einen engen Familienbezug Taufen sind keine öffentlichen Gemeindefeiern mehr reiche und mächtige Familien wollen im Zug des Segensverlangens verdienstvolle Asketen in ihren Besitz bringen, um die erbetenen Gnadengaben der eigenen Familie dauerhaft zu sichern deshalb stiften sie Klöster weiterer Grund für Anbindung der Klöster an Adelsfamilien: Verlangen nach Totenruhe; sie schaffen klösterliche Familiengräber an, an denen ständig gebetet wird

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    Fazit: Das FMA im Zeichen alttestamentlicher Religiösität
    frühmittelalterliche Religiösität hat ihren Legitimationsanspruch aus dem Alten Testament geschöpft eine Vielzahl von Kulthandlungen lässt sich aus AT herleiten (z.B. Herrschersalbung, bischöfliche Amtstracht)

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    Die Infrastruktur: Unendliche Wälder als Ausdruck einer stark dezentralisierten Lebenswelt
    Ausdruck der, sich seit Errichtung germanischer Partikularreiche auf römischem Boden vollziehenden, Dezentralisierungsprozesse Sinnbild der stark ritualisierten Einfachtheologie deshalb wird auch oft von "verschatteter" Theologie als Epochencharakter gesprochen Dörfer, Siedlungen und Felder waren rar gesäte Lichtungen durch mangelnde Infrastruktur wurden Reisen lang und gefährlich Wälder wurden schnell zu verlassenem und rechtsfreiem Raum aber auch nie versagende Quelle von Nahrung und Bausubstanz

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    Ablösung des Imperium Romanum durch das Frankenreich
    Etablierung der germanischen Partikularreiche führt zu maßgeblicher Veränderung der politischen und religiösen Verhältnisse im Römischen Reich das vorwiegend heidnisch oder arianisch geprägte Verständnis der Germanen von Religion, sowie das auf Blutsverwandschaft gründende Stammesdenken (wer nicht blutsverwandt ist, gehört nicht zur "Wir-Gruppe", sondern zu den "Anderen") führt zu kleinräumiger (beschränkter) Wahrnehmung mit Herausbildung der germanischen Reiche entstehen stark gentile (sozial kleinräumige) innerrömische Staaten das einheitliche IR (Christianum) wird damit in ein vom (interreligiösen) Gentilismus (Stammesdenken) geprägtes Staatenkovolut verkehrt trotz einsetzender Konvertierung der Germanen zum Katholizismus bleibt der gentile Gedanke bestehen aus interreligiösem Gentilismus geht nun eine Art intrareligiöser (christlicher) Gentilismus hervor verstärkt wird dies durch die Expansion der Franken im RR (ab 481 n. Chr.), die zur Ablösung des IR und zur Etablierung des Frankenreiches als neue Großmacht in West- und Mitteleuropa führt Merowinger-König-Chlodwig I. erreicht mit seiner auf Expansion ausgelegten Strategie eine Aufteilung des Frankenreichs auf seine 4 Söhne nach seinem Tod dadurch entsteht im Laufe der Zeit ein fränkisches "Flickenteppichreich" die größte Ausdehnung erreicht das Fränkische Reich unter Herrschaft der Karolinger die merowingischen Könige übertragen ihre Macht mehr und mehr an ihre Hausmeier und so kommt es zum "Schattenkönigtum" bis der königliche Anspruch an den Hausmeier Pippin den Mittleren (Pippin II.) verloren geht er wird kein König, erst sein Enkel Pippin der Jüngere (Pippin III.) wird unterstützt durch Papst Gregor den Großen 751 n. Chr. zum ersten nachmerowingischen König gesalbt begründet mit der Beerbung seines Sohns Karl das Reich der Karolinger

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    Christentumserhaltung inmitten einer gentilen Umwelt oder Zeichen christlicher Universalität
    obgleich sich das Christentum zu Universalität bekennt, kann es sich der Regionalisierung nicht völlig entziehen dieser Zerrüttung entgegenwirkend vollziehen sich als Ausdruck christlicher Universalität zwei Zusammenschlüsse auf verschiedenen Ebenen diese verwirklichen sich zunächst in der bischöflichen Kollegialität als Einheit "von unten" und anschließend in der Errichtung des Papsttums als Einheit "von oben"

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    Einheit "von unten": die bischöfliche Kollegialität
    bezeichnet die provinzialsynodale Vereinigung der Ortsbischöfe unter dem Vorsitz des Bischofs der Provinzhauptstadt, des sogenannten Metropoliten Vereinigung entspringt dem Bewusstsein der Communio: weil der christliche Glaube einer ist und sich in der Einheit bewähren muss, schließen sich die Bischöfe zusammen und bilden ein Kollegium aus dem Metropoliten (primus inter pares) kommen dabei zwei zentrale Funktionen zu: 1. Einberufung der Metropolitansynode (= Provinzialsynode)2. Bischofbestellung (Überwachung der Bischofswahl und anschließende Bischofsweihe; nicht die Entscheidungsmacht selbst)beides nicht in hoheitlicher, sondern in kollegialer Form

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    Einheit "von oben": Das Papsttum
    bischöfliche Kollegialität wird ergänzt durch die Ausbildung des Papsttums oder Petrusamts in Rom als einheitsstiftendes Element "von oben" Rom ist Zentrum christlichen Glaubens weil: 1. Rom ist Gründung zweier Apostel, Petrus und Paulus2. Petrus gebührt als Apostelfürst Vorrang deshalb ist seine Gründung der römischen Kirche allen anderen Apostelkirchen voranzustellen ist Rom wird damit zum sedes apostolica (Apostelsitz schlechthin) so ähnlich rechtfertig sich der päpstliche Hoheitsanspruch als Erbe der heilsentscheidenden Stellung Petri wird der Papst zugleich zum mittelbaren Stellvertreter Christi (vicarii Christi) die (kultische) Missinterpretation der Schlüsselmetapher Petri wird zum Ausgangspunkt dieses Legitimationsmodells mit der Weitergabe der himmlischen Schlüsselgewalt von Chriistus an Petrus und der anschließenden Beerbung des Papstes durch Petrus in Rom, wird der Papst als vicarii Christi rechtfertigt Papstweihe wird damit nicht so sehr zur Weihe zum Bischof von Rom als vielmehr zum Erben Petri der päpstliche Führungsstil orientiert sich bald am kaiserlichen Dekralstil Päpste erlassen fortan obrigkeitlich verordnete Anweisungen und Entscheidungen, die sogenannten Dekretalen; stellen diese den Entscheidungen der Metropolitanentscheidungen gleich mit Imitation der Kaisergewalt betonen Päpste im Inneren der Kirche ihre Hoheit und nach außen ihre Eigenständigkeit in Glaubensfragen zugleich will man den Bereich des Dogmas der Kaisergewalt entziehen Papst Gelasius I. fordert in seiner "Zwei-Gewalten-Lehre" die strikte Kompetenztrennung zwischen der geheiligten Autorität der Bischöfe und der kaiserlichen Gewalt  mit Ausnahme des konzilialen Einberufungsrecht auch wenn Papst grundsätzlich auf Hoheitsanspruch besteht, liegt die letztgültige Entscheidungsvollmacht bei den Metropolitansynoden oder Teilkirchen

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    Entstehung des Priesterkönigtums und dessen Bedeutung für die christliche Universalität
    Christianisierung der germanischen Partikularreiche eröffnet dem Gentilismus ein neues Feld sofern die gentilen Reiche ein Königtum ausgebildet haben, sind darin nun politische und religiöse Hoheit vereint König erscheint als rex et sacerdos oder Priesterkönig, als Hoheits- und Heilsträger zugleich und steht politisch wie religiös für sein Volk die Priesterkönige übernehmen die Funktionen des Metropoliten und errichten eigene unabhängige (gentile) Landeskirchen; mit schweren Folgen für die bischöfliche Kollegialität und die Papsthoheit für weitere Aufgaben werden abhängige "Erstbischöfe" eingestellt, die sogenannten Patriarchen so können die Priesterkönige ihren Vorsitz in den nun auf Landesebene stattfindenen Synoden und in der Bischofsweihe mittelbar durchsetzen Bischofswahlen finden fortan nur noch fadenscheinig statt und werden insgeheim vorab durch den königlichen (Kandidaten)Wunsch bestimmt der lokale Kirchenapparat wird damit zum Machtwerkzeuug der germanischen Könige instrumentalisiert und so vom päpstlichen Primatanspruch losgelöst

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    Ein erster Schritt aus der Misere: die Angelsachsen-Mission
    im Bestreben, die heidnisch geprägen Königreiche Angelsachsens zu missionieren, sendet Papst Gregor I. zwei Metropoliten nach London und York aus dabei bindet er die Ausübung des Metropolitenamts an den Besitz des päpstlicherseits zu verleihenden Palliums (über Rücken und Brust herabhängendes Wollband), sodass es als vom Papst verliehen erscheint und die Metropolitangewalt fortan hoheitlich vom Papst und nicht mehr kollegial von unten her interpretiert werden kann um diese Uminterpretation zum Ausdruck zu bringen, wird in Anlehnung an das vom Priesterkönig abhängige Erstbischofstum, nun nicht mehr von Metropoliten, sondern von Erzbischöfen gesprochen zeitgleich leisten irische Mönche, sogenannte peregrini, christliche Missionsarbeit von Norden her beim Aufeinandertreffen der römischen und irischen Missionare werden Differenzen in der liturgischen Ausgestaltung zugunsten Roms beigelegt begründet wird die Entscheidung mit der Vorrangsteluung der petrinischen und damit römischen Kirche damit wird enge Verbundenheit der Angelsachsen zu Papst und Petrus begründet 690 n. Chr. werden die Angelsachsen selbst missionarisch tätig

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    Der langfristige Sieg des Papsttums
    es war ein kurzfristiger SIeg des karolingischen Königtums zu verzeichnen aber das Papsttum setzte sich im Jahrhunderte langen Kompetenzstreit langfristig durch mit der Möglichkeit eigenmächtig Erzbischöfe zu ernennen, gelingt es Rom die Vormachtstellung der Karolinger zu schwächen und einen universellen und unmitelbaren Primatsanspruch Roms zu etablieren so leistet das Papsttum einen entscheidenden Beitrag zur kirchlichen Einheit der innerkirchliche Preis ist bedeutend: die alten kollegialen Bischofsrechte und -einrichtungen, welche die Herrscher sich aneigneten und dabei deformierten, wird allenfalls temporär wiederhergestellt damit verschwinden im 12. Jh. n. Chr. auch die "kollegialen" und "demokratischen" Strukturen in der katholischen Kirche Ausdruck dieses hoheitlich auftretenden Reformpapsttums  ist das nun ausschließlich dem Papst reservierte Einberufungsrecht aller Formen von Synoden und Konzilien Allgemeingültigkeit erlangen die Beschlüsse der bischöflichen Zusammenkünfte fortan nur noch mit der päpstlichen Rezeption und Bestätigung eine Ausnahme stellen dabei die Provinzialsynoden dar eine ähnliche Monopolstellung kommt dem Papst am Ende des andauernden Investiturstreits in puncto Bischofsbestellung zu

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    Verstädterung im Hochmittelalter (12.-13. Jh. n. Chr.)
    Ausweisung der Religionsstufe: im HMA werden die Voraussetzungen für den Übergang der bereits seit sechs Jahrhunderten währenden Einfachtheologie des FMA zu einer erneuten Reflexionstheologie geschaffen vorm Hintergrund günstiger klimatischer Bedingungen (Höhepunkt der mittelalterlichen Warmzeit) und dem daraus resultierenden massiven Bevölkerungswachstum, setzen Zentralisierungsprozesse ein Verstädterung und infrastrukturelle Ausgestaltung werden zum Ausdruck dieser Prozesse Bildungszugewinn ist das Resultat

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    Stand der Christentumsentwicklung
    Die Entstehung der Scholastik als Ausdruck einer reflektierten Lebenswelt: im HMA vollzieht sich eine grundlegende Veränderung im Zugang theologischer Erkenntnisse vorm Hintergrund von Bevölkerungswachstum und Städtebildung kommt es zum Wiederaufleben zentralisierter Bildung (Schulen und Unis) aus Auseinandersetzung mit unlängst (hochtheologischen) Schriften der Antike (Aristoteles, Platon usw.) erwächst die scholastische (akademische) Theologie anders als die noch im FMA vorherrschende monastische (klösterliche) Theologie bedient sie sich einer reflektierten Methodik bei der Beantwortung theologischer Fragestellungen Dialektische Argumentation, Logik und Vernunft stellen dabei ihre Hauptprinzipien dar und lösen die (unreflektierte) Lectio divina als Methode der monastischen Erkenntnisgewinnung ab in kurzer Zeiit etabliert sich die scholastische Theologie als neue Grundlage christlicher Frömmigkeit und verändert ihr Verständnis dabei in zweierlei Hinsicht: 1. Bedeutung des Numinosen verliert an Tragweite. Gottesreich und Teufelsreich treten soweit auseinander, dass so etwas wie ein vergrößertes "Niemandsland" entsteht und die diesseitige Welt entschieden an Eigenständigkeit gewinnt. Für den Menschen heißt das, nicht mehr direkt und jederzeit von der Gottes- oder Teufelsmacht bewegt zu werden, sondern zunächst einmal über einen von Natur aus ihm eigenen Raum zu verfügen, in dem er sich eigenverantwortlich zu betätigen hat. Damit wird fortan auch das simple Schema der Geistereinwohnung abgelehnt. Teufel kann jetzt niicht mehr in das Innere eindringen und dort Wohnung nehmen, aber kann die Seele reizen und in ihr böses Wollen hervorrufen. An die Stelle der inhabitatio trit damit also die suggestio.2. Vorstellung der Gottesgnade durchläuft einen Subjektivierungsprozess. Göttliche Gnade wird nicht mehr als leistungsspirituell erworbener Verdienst erfasst, sondern jetzt viel mehr im Sinne einer geschenkspirituell zuteil gewordenen Liebe verstanden, die aufgenommen und beantwortet werden will und so den Menschen heiligt und neuschafft. Nach diesem Verständnis setzt die göttliche Gnade von ihrer Natur her bei der Person an. Die Wirkung erfolgt also nicht aus einer den Dingen einwohnenden, sondern durch eine direkt von Gott selbst gewährte virtus. Diese Umdeutung findet in der Entstehung der christlichen Mystik Ausdruck.

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    Das neue Selbstverständnis der Mönche: der innenorientierte Mystiker
    in Abgrenzung von den frühmittelalterlichen (ländlichen) Mönchsorden (z.B. dem Benediktinerorden) entstehen im HMA die städtischen Bettelorden dazu gehören insbesondere der Dominikaner- und Franziskanerorden als auch der Orden der Augustiner-Eremiten und der der Karmeliten trotz der Ordensdifferenzen zeichnen sich alle Bettelorden aus durch: Armut und Besitzlosigkeit das kirchenrechtlich zugestandene Recht zu betteln die Organisation als ortsunabhängige Personenverbände mit korporativer Verfassung die durch die jeweilige Verfassung gewährleistete Integration einer methodisch-wissenschaftlichen Ausbildung der Ordensbrüder aus ähnlich wie die Mönche des FMA erfreuen sich auch die Bettelmönche des HMA einer hohen Popularität bei der Bevölkerung und stehen in starker Konkurrenz zu hiesigen Ortspfarrern die neuen Bettelorden unterscheiden sich jedoch nicht nur in ihrer Nähe zu den Städten von den Orden des Frühmittelalters, sondern auch in ihrem theologischen Zugang scholastische Theologie wird nicht nur an den städtischen Hochschulen, sondern auch im Rahmen der Ordensgemeinschaft betrieben alle Bettelorden legen Wert auf eine gute Ausbildung das Selbstverständnis der Mönche verändert sich galt noch im FMA der verdienstvolle Gnadenspender als das Idealbild eines Mönchs, so verstehen sie sich nun als innenorientierte Mystiker so sind es zunächst Bettelmönche, die christliche Mystik betreiben, bevor diese neue Form der Frömmigkeit (Devotio moderna) in die gemeine Bevölkerung Einzug hält

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    Was versteht man unter Mystik?
    kurz gesprochen: Zuteilwerdung göttlicher Gnade im inneren Dialog mit Christus als dem Gott-Sohn Gottesgnade ist hier im Sonne der scholastischen Theologie als bedingungslose Liebe Gottes zu verstehen Mystik beschreibt eine Art (meditative) Bewusstseinserfahrung, ein ekstatisches Erlebnis, das zumeist von begrenzter Zeit ist und nur ungenügend in Worte gefasst werden kann in diesen Erlebnissen werden Erfahrungen der Ich-Entgrenzung sowie der unmittelbaren göttlichen Gegenwart und Auflösung der Kategorien Raum und Zeit geschildet der Einstieg in diesen göttlichen Dialog erfolgt dabei über (konkrete) Darstellungen oder Figuren Jesu Christi respektive der schwangeren Maria so verwirklicht sich die Mystik im Sinne Johannes Gersons Frömmigkeitstheologie, einer alltagsnahen (anschaulichen) Theologie, die der Entfremdung der (abstrakten) scholastischen Theologie der Universitäten und der (unreflektierten) Frömmigkeit des Alltags entgegenzuwirken versucht zunächst dominiert die Jesuskind-Mystik jede Nonne erhält beim Eintritt in ein Kloster einen geschnitzten oder aus Wachs geformten Jesusknaben oder eine Madonnenfigur in der (sozialen) Einsamkeit des klösterlichen Lebens entwickelt sich nicht selten eine so starke mystische Bindung zu dem Jesuskind aus, sodass sie wie lebendige Kinder bekleidet, gefüttert und in Wiegen gebettet werden die (mitfühlende) Mystik wird nicht zuletzt vor diesem Hintergrund zur Ausdrucksform der weiblichen Frömmigkeit waren Frauen im FMA in Hinblick auf ihre physische Konstitution nur bedingt zur Askese fähig, so dominieren sie diese Frömmigkeitsform nun umso stärker die Mystik findet so schnell Einkehr in die Privathaushalte

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    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass...
    sich dem Christentum im HMA mit dem Aufkommen der Scholastik ein völlig neuer theologischer Zugang eröffnet, der das Frömmigkeitsdenken von Grund auf verändert, indem er den Übergang von der Leistungsspiritualität des Askesentums zur Geschenkspiritualität der Mystik bereitet

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    Die mittelalterliche Warmzeit: Bevölkerungsexplosion in einer erfolgreichen Lebenswelt
    bedeutsame Auswirkungen auf mittelalterliche (Lebens)Welt hat die als Mittelalterliche Warmzeit (oder Warmoptimum) bezeichnete (stetige) Temperaturzunahme zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert nach Christus erreicht ihren Höhepunkt im HMA mit Zunahme der Temperatur infolge erhöhter Sonnenaktivität um ca. 1-2 °C wird in dieer Zeit eine folgenreiche Kettenreaktion ausgelöst, die mit Herausbildung der scholastischen Theologie auch das Christentum grundlegend verändert bei dieser Periode hat man es aber nicht mit einer konstanten Temperaturzunahme zu tun, sondern mit einer vorherrschenden Tendenz neben einer großen Anzahl an warmer und feuchter Jahre gibt es auch "normale" Wetterperioden und sogar Jahre extremer Kälte

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    Die Auswirkungen auf die Umwelt: Nordwanderung von Flora und Fauna
    die (größtenteils) warmen, trockenen Sommer und milden Winter der mittelalterlichen Warmzeit beeinflussen sowohl Flora als auch Fauna maßgeblich mit Zunahme der Temperatur verschiebt sich Vegetationsgrenze bis weit in den europäischen Norden hinein dort, wo die Wachstumsbedingungen für Kulturpflanzen wie Weinreben und verschiedene, hochwertige Getreidesorten nicht hätten ungünstiger sein können, erstrecken sich bald weitreichende landwirtschaftliche Flächen ähnliches gilt aus zoologischer Perspektive eine Vielzahl wärmeliebender Tiere, insbesondere Insekten, breiten sich in weiten Teilen Europas aus

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    Die Auswirkungen auf Individuum und Gesellschaft: Vitalität - Siedlungsverdichtung - Ethisierung
    die massive Expansion der landwirtschaftlichen Nutzflächen unter gleichzeitiger Diversifizierung der traditionellen und Einführung neuer Nutzpflanzen sorgt für eine reichhaltige und zuverlässige Versorgung der einfachen Bevölkerung mit Nahrung vor diesem Hintergrund kommt es zu einem langfristigen Abebben der Hungersnöte und der Mensch gewinnt beträchtlich an Vitalität unter diesen günstigen Lebensbedingungen erfährt die hochmittelalterliche Bevölkerung einen rasanten Zuwachs man geht von einer europaweiten Verdopplung der Bevölkerungszahlen aus in nur 250 Jahren - zwischen 1050 und 1300 n. Chr. - ist Zahl der Europäer von 46 Millionen auf 73 Millionen angestiegen qualitative und quantitative Steigerung der Erträge beruht nicht nur auf günstigen klimatischen Bedingungen, sondern insbesondere auf der Weiterentwicklung landwirtschaftlicher Techniken und Werkzeuge der landwirtschaftliche Aufschwung zieht weite wirtschaftliche Kreise auch andere Wirtschaftszweige werden durch Weiterentwicklung der Argrarwerkzeuge begünstigt, z.B. die Eisenindustrie auch die SIedlungsaktivität nimmt stark zu in einem Urbanisierungsschub bilden sich vielzählige Siedlungen und Städte heraus, die mit Berlin oder Hamburg noch heute BEstand haben finanziell werden sie vor allem durch steigende Steuereinnahmen gespeist Zeit der Urbanisierung auch Zeit der Rodung Holz ist Baurohstoff schlechthin die Wälder in Mitteleuropa schrumpfen von 90% auf nur mehr 20-30% von rar gesäten Lichtungen im FMA zu Wäldern als seltene Grünoasen es gibt nunmehr 3000 Städte in der zentralisierten und arbeitsteiligen Lebenswelt erlangen Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben neuen Stellenwert werden zum Ausdruck der aufblühenden Hochkultur und sind Voraussetzung für langfristigen Erhalt es kommt zum (Wieder)Aufleben zentralisierter und organisierter Bildung und ihrer (städtischen) Institutionen Schule und Uni

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    Krankheit und Tod im Spätmittelalter (14.-15. Jh. n. Chr.)
    Ausweisung der Religionsstufe:im SMA erleidet Bevölkerung mit dem Ausbruch der Kleinen Eiszeit eine massive Verschlechterung der Lebensbedingungen Krankheit und Tod werden zum Tagesgeschäft gibt Anstoß für das Wiedererstarken kultisch-numinos geleiteter Phänomene wie bspw. die Hexenverfolgung auch Mystik als Ausdruck der reflektierten scholastischen Theologie wird maßgeblich beeinflusst trotz dieses kurzfristigen Einbruchs bleibt der Trend zur Rückbesinnung auf ein hohes theologisches Reflexionsniveau jedoch ungebrochen und wird spätestens mit dem Einsetzen der Reformation verwirklicht

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    Stand der Christentumsentwicklung
    magisches Denken ist häufig kompensatorischer Ausdruck einer Krisensituation so auch im SMA, als die Menschen schutzlos den bedrohlichen Folgen der Kleinen Eiszeit ausgesetzt sind Not und Elend breiten sich so schnell aus wie die Pestläuse doch wie bewährt man sich im täglichen Angesicht von Bedrohung, Angst und Depression? bei Beantwortung der Frage greift das SMA auf den Sündenbockmechanismus als kompensatorisches Element zurück es dauert auch nicht lange und die Schuldigen sind gefunden: die Sünder und unter diesen insbesondere die Hexen auf Grundlage einer sündenökonomischen Kausalität werden die vielen Bedrohungen als göttliche Strafen für die Zunahme der sündhaften Verbrechen abgeleitet es kommt die Idee einer Art kollektiven Sündenkontos auf, das nur bei Strafe überzogen werden darf diese Strafe trifft nicht das Individuum, sondern ganze Gruppen oder Gesellschaften aus dieser numinos hergeleiteten Kausalität erwächst schnell ein blinder Aktionismus, der sich in Verfolgung und Verbrennung vermeintlicher Hexen zeigt ca. 50000 der Hexerei angeklagte Menschen werden hingerichtet Hexenwahn beschränkt sich nicht nur auf HMA, sondern als überkonfessionell anerkanntes Relikt noch weit bis in die (reflektierte) Neuzeit dabei wird verkannt, dass es nicht die zunehmenden Verbrechen sind, die die elenden Lebensumstände bringen, sondern im umgekehrten Falle, die Zunahme der Delikte das Produkt dieser schlechten Lebensbedingungen sind

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    Vom Jesuskind zum Schmerzensmann: die Passionsmystik
    das Leiden der Menschen bringt nict nur den spätmittelalterlichen Hexenwahn hervor, sondern beeinflusst auch maßgeblich die mystische Ausdrucksform die Passionsmystik oder auch Leiden-Christi-Mystik tritt in den Vordergrund Christi Passion wird zu einer Art Sinnbild der (weltlichen) Leiden im Hier und Jetzt anders als in der Jesuskind-Mystik wird dabei über das Leiden Christi meditiert mit diesem Perspektivwechsel verändert sich auch die Darstellungsweise der Jesusfigur Pestkreuze werden zur schmerzvollsten Ausdrucksform Jesu Christi seit Beginn seiner Darstellung auch in der abbildenden Kunst wird Christus zunehmend gemartert dargestellt nicht selten werden auch die Arma Christi in die Darstellung eingebettet (Nägel, Hammer, etc.)

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    Die kleine Eiszeit: Krankheit und Tod in einer bedrohlichen Lebenswelt
    zwischen 15. und 20. Jh. n. Chr. ist eine signifikante Temperaturabnahme infolge sinkender Sonnenaktivität und verstärktem Vulkanismus zu verzeichnen setzt die Lebensbedingungen herab, jedoch nicht in dem Maß wie sie die Verbesserungen erfuhren

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    Die Auswirkungen auf die Umwelt: Südwanderung von Flora und Fauna
    die Auswirkungen der globalen Abkühlung auf die Umwelt sind weitaus vielfältiger als man vermuten mag nicht bloß lange Perioden abnormer Kälte und exzessiven Schneefalls, sondern zugleich eine Zunahme der Aridität und in verkehrter Weise auch eine Zunahme der Niederschlagsmenge diese Prozesse verlaufen nicht unabhängig voneinander, sondern können unmittelbar aufeinander bezogen werden die langen Dürreperioden sind das Resultat des weltweiten Gletscherwachstums indem es als Eis in den Gletschern gespeichert wird, nimmt die Menge des verfügbaren Wassers mit zunehmender Kälte ab gleichzeitig kommt es vielerorts vor, dass Seen, Flüsse und sogar Meere zufrieren und sich die Treibeisgrenze bis weit in den Süden verschiebt mit Treibeisgrenze verschieben sich zugleich die Vegetations- und Fischereigrenzen in Richtung Süden wichtige Nutzpflanzen der europäischen Agrikultur sind den strengen Bedingungen der Nordhemisphäre nicht gewachsen und können dort nicht länger kultiviert werden Fischereierträge und Möglichkeiten der Viehhaltung gehen zurück Flöhe und Läuse allerdings fühlen sich bei vermehrter Kleidung und mangelnder Hygiene im Norden nun besonders wohl mit ihnen kommen auch die Erreger von Typhus, Pest und Fleckfieber

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    Die Auswirkungen auf Individuum und Gesellschaft: Einbruch der physischen und psychischen Konstitution
    Ausgangspunkt für das Elend während der Kleinen Eiszeit bilden die Agrarkrise und die Expansion von Flöhen und Läusen mitsamt vielzähliger Krankheitserreger vor diesem Hintergrund iist die spätmittelalterliche Bevölkerung verschiedenen Mortalitätskrisen ausgesetzt dazu gehören v.a. der "Große Hunger", die Zeit des "Schwarzen Todes", Pestwellen und der "Dreißigjährige Krieg" langfristige Mangelernährung führt zu einer Herabsetzung der immunologischen Effektivität und sorgt auf diese Weise für eine erhöhte Auffälligkeit für Infektionskrankheiten regionale Mortalitätsraten liegen ca. zwischen 10 und 60 % zur enormen Beeinträchtigung des physischen Wohls oder besser als Folge dieser zeichnen sich psychische Krisenreaktionen ab der anhaltende soziale und emotionale Stress stürzt die Bevölkerung in eine tiefe Depression, Suizide sind keine Seltenheit so wie die psychischen Aberrationen aus der physiscen Not erwachsen sind, so wirken sie in einer Art Teufelskreis auch wieder auf sie zurück zu den (unmittelbaren) Freitoderscheinungen kommen Depressionen dazu, die zur Schwächung der Immunabwehr beitragen die kleine Eiszeit bewirkt einen schwerwiegenden Bevölkerungsrückgang

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    Langfristige Hochtheologie mit Beginn der Neuzeit (ab 15. Jh. n. Chr.)
    Ausweisung der Religionsstufe: im Beginn der frühen Neuzeit manifestiert sich der Anfang eines neuen hochtheologischen Zeitalters trotz des numinosen Einbruchs durch die kleine Eiszeit im SMA gelingt es sich nach beinahe 1000 Jahren der Einfachtheologie auf das Reflexionsniveau der Spätantike zurückzubesinnen den letzten Schritt dieses seit Ende des FMA anhaltenden Prozesses stellt die Reformation dar, die von ihrer Intention her genau auf eine solche Rückbesinnung abzielt

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    Stand der Christentumsentwicklung
    Die Reformation als Aufgangspunkt christlicher DiversifizierungDer Prozess: Was bedeutet Reformation?Die Voraussetzungen: Humanismus und die Erfindung des typographischen Buchdrucks: Reformation ist nicht vom Himmel gefallen die Ideen, die im 15. und 16. Jh. n. Chr. eine revolutionäre Kraft entfalten, waren alle schon früher einmal gedacht worden erst die veränderten Rahmenbedingungen und das Charisma von Männern wie Luther, Zwingli und Calvin verhelfen ihnen jedoch zum Durchbruch die wichtigsten Voraussetzungen für diesen Durchbruch sind: 1. die Erfindung und Etablierung des typographischen Buchdrucks  durch Gutenberg2. die Expansion des Humanismus in Deutschland unter Erasmus von Rotterdam Mitte des 15. Jh. n. Chr. erfindet Gutenberg den typographischen Buchdruck nicht nur Entwicklung beweglicher Lettern, sondern auch Erfindung langlebiger Druckertinte und einer technischen Apparatur, der Druckerpresse diese neue Art und Weise Informationen schriftlich zu fixieren ermöglicht eine besonders schnelle und ökonomische Vervielfältigung von Schriften Infos und Ideen können fortan in bisher unbekannter Geschwindigkeit innerhalb der Gesellschaft verbreitet werden

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    Buchdruck hat dreierlei Bedeutung fr die Reformation:1. Druck der Gutenberg-Bibel führt zur massiven Verbreitung und Verfügbarmachung der biblischen Schriften im privaten Sektor und begünstigt damit eine eigenständige Auseinandersetzung mit ihren Inhalten Die wenigsten Haushalte verfügen fortan über keine Bibel.2. der typographische Druck trägt ebenfalls zur Popularität der von Martin Luther so vehement kritisierten Ablassbriefe bei.3. Gutenbergs Erfindung ist zunächst an der Etablierung Luthers größten Kritikpunkts an der kirchlichen Denk- und Handlungsweise - den Ablassbriefen - beteiligt. So macht er sie sich nun selbst zunutze, um seinen reformatorischen Ideen zur Verbreitung zu verhelfen weitere Voraussetzung für die Reformation ist die deutschlandweite Etablierung des Humanismus unter den Bemühungen Erasmus von Rotterdam kann sie Fuß fassen

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    Die Erste und Zweite Konfessionalisierung oder Die Sozialisierung durch Sakralisierung
    mit Herausbildung der Konfessionen wird eine fundamentale gesellschaftliche Transformation in Gang gesetzt diese bezeichnet man auch als Konfessionalisierung zwischen 17. und 19. Jh. n. Chr. können zwei Konfessionalisierungsschübe verzeichnet werden

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    Das Paradigma: Konfessionalisierung
    der Terminus Konfessionalisierung darf nicht einfach damit abgetan werden, ihn als bloßen Konfessionsbildungsprozess auszulegen es ist nicht nur die Spaltung des universalen Christentums in Katholizismus, Luthertum und Calvinismus (Protestantismus), die allenfalls die Wurzeln dieses Prozesses erfasst "Konfessionalisierung ist ein gesellschaftlicher Fundamentalvorgang, der das öffentliche und private Leben in Europa tiefgreifend umpflügt und zwar in meist gleichlaufender, bisweilen auch gegenläufiger Verzahnung mit der Herausbiildung des frühmodernen Staates und mit der Formierung einer neuzeitlichen disziplinierten Untertanengesellschaft." (Wolfgang Reinhard und Heinz Schilling) dabei wirken die kirchlich-religiösen, politischen, sozialen und ökonomischen Kräfte nach Art eines Syndroms, das heißt im Zusammenspiel von an sich originären Wirkfaktoren, die in wechselseitiger Beeinflussung gemeinsam die Gesamtrichhtung des Wandels bestimmen sowohl der Katholizismus und Protestantismus als kirchlich-religiöse Instanzen als auch der staatlich-politische Apparat intendieren eine Sozialisierung der Bevölkerung gemäß den eigenen Wertvorstellungen ein bloßes Aufoktroyieren herrschaftlicher Zwänge stellt in einer von Humanismus geprägten Lebenswelt keine langfristige Lösung dar deswegen ist man bemüht, eine Art inneren oder besser gesagt internalisierten Menschen zu erzeugen hierbei werden die gewünschten Werte und Normen so lange vorgelebt bis sie als eigene wahrgenommen werden ist der Mensch erst mal sozialisiert, trägt er selbst diese Lebensweise in der Gesellschaft weiter so kann es zu einer stabilen Form von moderner Untertanengesellschaft kommen zumindest bei der ersten Konfessionalisierung arbeiten sie aber nicht in völlig entgegengesetzte Richtungen sie geben eine gemeinsame Richtung der Entwicklung vor

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    die zweite Konfessionalisierung bildet für diese synergetische Bewegung allerdings wieder eine Ausnahme in einer äußerst eigenwilligen und kompromisslosen Weise grenzt sich die katholische Konfessionskirche mit der Herausbildung eines ultrakonservativen "Sakralghettos" aus der Weg, auf dem die Konfessionskirchen ihre Wertevermittlung zu begünstigen versucht, ist die Sakralisierung um Konfessionalisierung aus kirchlicher Sicht zu definieren, kann man sagen: "Konfessionalisierung bezeichnet die Sozialisierung durch Sakralisierung (religiöse Inbezugsetzung oder Aufladung) profaner Konstruktionen."

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    Die Erste Konfessionalisierung oder die Sakralisierung des Ortes
    als konsensbasierte Sozialisierung von Kirche und Staat wird aus katholischer Perspektive durch die Sakralisierung des Raums oder anders gesagt durch die Herstellung sakraler Orte zu verwirklichen versucht als Ausgangspunkte dienen dafür unter anderem die während des MA verfallenden Kirchen in zusammenhaltsstiftenden Gemeinschaftsarbeiten werden die mit maxima ruinosa treffend umschriebenen Kirchengebäude wieder hergerichtet damit ist jedoch noch nicht die Frage nach dem genauen Wirkmechanismus beantwortet wie kann nun die Sakralisierung eines Ortes die Vermittlung von Werten und Normen begünstigen? die Idee, die hinter diesem Konzept steht, kann wie folgt beschrieben werden: "Beruhigung des inneren Raums durch die Beruhigung des äußeren Raums" vor dem Hintergrund wird die Ausgestaltung der Kirchen verdichtet, wenig Details, nichts Überflüssiges oder Ablenkendes Fokus soll ausschließlich auf der Messe liegen Bestuhlung ist so arrangiert, dass jedem eine freie SIcht auf Priester und Bischof gewährleistet wird auf diese Weise soll Vermittlung optimiert werden Sakralisierung des Raums soll zu erfolgreicher Sozialisation beitragen

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    Die Zweite Konfessionalisierung oder die Heilige Familie im Sakralghetto
    nach Einbruch des katholischen Lebens infolge der französischen Revolution und vielfältiger säkularisierender Prozesse erwächst aus dem Bestreben, die ursprünglichen Kirchenverhältnisse wieder herzustellen, die Zweite Konfessionalisierung anders als beim ersten Versuch ist sie jedoch nicht mehr Ausdruck eines gemeinsamen Konsens der Konfessionskirchen und des Staats, sondern nun mehr auf das originäre Wirken der drei Instanzen beschränkt in einer äußerst kompromisslosen Weise ist die katholische Kirche darin begriffen, sich strengstens von all Jenen abzuwenden, die nicht in Konformität mit ihren Grundsätzen leben das fundamentalistische oder konservative "Sakralghetto" entsteht auch der sakrale Zugangspunkt erfährt mit der Zweiten Konfessionalisierung eine Neulegung der sakrale Ort ist in seiner Wirksamkeit gänzlich ausgeschöpft als das Ergebnis einer Orientierung an vergangenen gesellschaftlichen Bedürfnissen, wäre die wiederholte Sakralisierung des Orts als Mechanismus nicht mehr zeitgemäß und deshalb wirkungslos bei der Auswahl eines neuen sakralen Zugangspunkts kommen dem Katholizismus zwei Umstände zu Gute: 1. Während der Romantik gewinnt die Instanz Familie, genauer gesagt die kleinbürgerliche Familie, enorm an Bedeutungskraft.2. Katholizismus verfügt über ein idealisiertes Familienkonstrukt: Maria, Josef und das Jesuskind als sexualitätslose (parthenogenetische Empfängnis) Heilige Familie diese Umstände macht sich die katholische Kirche zunutze erschafft mit der Sakralisierung der kleinbürgerlichen Familie die "Heilige Familie" es handelt sich nicht um ein bloßes Analogon zu Maria, Josef im Sinne einer Spiegelkommunikation, sondern um ihre tatsächliche Nachfolge diese Konstruktion wirkt jedoch nicht nur ausschließlich auf der privaten, tatsächlich familiären Ebene, sondern auch vorm Hintergrund einer großflächigeren Interpretation durch die totale Identifikation der katholischen Kirche mit der Heiligen Familie verstärkt sie ihren ohnehin schon ghettoisierten Charakter insofern lässt sich von der Heiligen Familie auch als Sakrofamilie sprechen
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